Die Ausgangslage
Jedes Jahr auf’s Neue war es unklar: Kann das Skandaløs Festival wieder am Hülltoft Tief stattfinden? Immer wieder führten wir mit den zuständigen Behörden Diskussionen über die Verträglichkeit des Festivals mit den Schutzzielen des angrenzenden Vogelschutzgebietes. Eine langfristige Planung und Sicherheit für das Festival schien so unmöglich.
Unter diesen Voraussetzungen konnten wir keine feste Infrastruktur auf dem Gelände installieren. In der Vorbereitung verlegten wir jedes Jahr meterweise Strom- und Wasserleitungen, konstruierten Brücken, befestigten Wege, schütteten auf – und bauten nach dem Festival alles wieder ab. Diesen enormen Arbeits- und Zeitaufwand konnten nur Ehrenamtliche stemmen. Langfristig können wir darauf nicht bauen.
Als Studierende war es für viele von uns einige Jahre möglich, für das Festival Zeit freizuschaufeln. Doch mittlerweile hat sich diese Lebenssituationen der im Verein Engagierten verändert. Nun müssen sich viele die Frage stellen: „Wie viele Wochen meines Jahresurlaubs kann und will ich für dieses Projekt hergeben?“.
Was uns auch unzufrieden machte: Obwohl wir in einer Region befinden, in der in allen Himmelsrichtungen Windkraftanlagen in den Himmel ragen, mussten wir auf Dieselgeneratoren zurückgreifen. Der Naturstrom zieht nur 200 Meter weiter unten an der Straße vorbei und dennoch war es für uns schlicht unmöglich, diesen ohne eine langfristige Zukunftsperspektive für das Festival anzuzapfen. Als wir 2018 in die Planung für das Skandaløs Festival 2019 gingen, ließen sich diese Umstände trotz enormer Anstrengungen augenscheinlich nicht ändern. Daher entschieden wir uns, insbesondere mit Blick auf unsere eigenen Ressourcen und vorerst einen Schlussstrich ziehen und uns gedanklich vom Hülltoft Tief zu verabschieden. Deshalb kündigten wir 2019 das fünfte und vorerst letzte Skandaløs Festival am Hülltofter Tief an und wollten es noch einmal richtig krachen lassen.
was danach geschah
Der Abschied sollte nicht von langer Dauer sein. Nach dem gelungenen Festival in 2019 war das Feedback durchweg positiv. Und schon im Winter 2019 führten wir wieder die ersten Gespräche mit der Gemeinde Neukirchen als auch den zuständigen Behörden. Ziel war es das Festival in Nordfriesland zu erhalten.
Im Zuge dessen sondierten wir im Rahmen einer Standortalternativprüfung, ob es im Amtsgebiet noch andere geeignete Flächen für unser Festival geben könnte. Aber auch der Standort am Hülltoft Tief war auf einmal wieder im Gespräch. Die Gemeinden Neukirchen und Aventoft luden uns ein, uns an ihrem Ortsentwicklungskonzept zu beteiligen. In diesem kristallisierten sich sehr schnell mögliche Entwicklungspotentiale für die Fläche am Hülltoft Tief heraus.
Der Grundgedanke ist es, das Gelände im Einklang mit den naturschutzrechtlichen Schutzzielen und in Kooperation mit den anliegenden Gemeinden und der anliegenden Nolde-Stiftung zu einem attraktiven und naturnahem „Freizeit-, Erholungs- und Veranstaltungsort“ auszubauen. Gemeinsam soll das in Mitleidenschaft gezogene Gelände aufgewertet und so umgestaltet werden, das es vielseitiger und besser genutzt werden kann, ohne die sensible Flora und Fauna vor Ort zu gefährden. Durch die einzelnen Umbauten vor Ort sollen so nicht nur sportliche und kulturellen Aktivitäten, sondern auch Naturerlebnisse ermöglicht werden, welche zur Sensibilisierung des Menschen gegenüber den Belangen der Natur beitragen können.
ein langwieriges Unterfangen
Voller Motivation und Hoffnung stürzten wir uns im Herbst 2019 in dieses Projekt hinein und verlangten uns, aber auch allen anderen Beteiligten dabei sehr viel ab. Wir fühlten uns dabei immer mehr wie Don Quijote im Kampf gegen die langsamen Mühlen der Bürokratie. Spätestens nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem folgenden Stillstand, wurde uns dann aber bewusst, dass dieses Unterfangen kein Sprint, sondern vielmehr ein Ausdauerlauf werden würde.
Aufgrund des Rückhaltes aus der Gemeinde Neukirchen und vielen weiteren Engagierten aus der Region und aus dem Verein, war aufgeben keine Option. Schließlich konnten wir uns im Laufe des letzten Jahres dann auch über sehr viel Rückhalt aus dem Amt Südtondern und dem Kreis Nordfriesland freuen.
Das Ergebnis ist der Abschluss der Standortalternativprüfung und der Entschluss der Gemeinde Neukirchen den sehr langwierigen und bürokratischen Prozess der Flächennutzungsplanänderung nun anzugehen. Mit diesen beiden Schritten konnten die ersten Hürden für dieses gemeinsame Unterfangen überwunden werden.
Auch wenn dieser Langstreckenlauf noch sehr zäh und kräfteaufreibend sein wird, scheint das Ziel eine langfristige Perspektive für das Skandaløs Festival am Hülltofter Tief zu erhalten, in Sicht und unser Motivation wieder bestärkt. Deswegen wird es Zeit, gerade nach diesen zwei Jahren der Entbehrungen, hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen und das nächste Kapitel des Skandaløs Festival aufzuschlagen.
Mit dem Blick auf die vergangen zwei Jahre freuen wir uns in jeglicher Hinsicht auf „Das Große Wiedersehen“.